Klingelmisstöne

Wähle C1 und du erhältst den „Schnuffelsong“, wähle C2 und du erhältst „Two Hearts“, wähle C3 und du erhältst eins in die Fresse. Wozu sind eigentlich Klingeltöne da, ausser um Musiksendern Geld einzuspielen? Um zu nerven. Grundidee eines vom Telefon verursachten Geräusches ist das Aufmerksammachen auf einen eingehenden Anruf, den man dann möglichst bald entgegen nimmt. Dazu reicht ein „rrrrrring“ völlig aus. Nun lade ich aber einen Vierminutensong, bezahle den und will ihn entsprechend natürlich ganz hören, bevor ich abhebe, was einerseits meinen Anrufer stinkig macht (der hat keine Warteschleife oder den gleichen Sound, sondern tüüüt) und andereseits die Welt um mich herum. Vorzugsweise Bürokollegen oder Leidensgenossen in Bus oder Tram. Wo alle denken „Warum kann die dumme Sau nicht einfach den Anruf entgegen nehmen?“. Also wozu?

Und, aber da mag ich mich vielleicht von der Zielgruppe unterscheiden, ich höre Musik gerne in einer guten Qualität. Aber da die Zielgruppe auch Filme auf einem Display der Grösse Kaffeerahmdeckeli betrachtet, liege ich da vielleicht altersbedingt auf einer komplett falschen Schiene. Gestern neben mir lief ein grauenerregendes Rap-Produkt und abgesehen davon, dass es einfach nur schlecht war: Handys haben keinen Bass! Da klingt auch guter Rap beschissen. Vielleicht laufen deshalb diese putzigen Schnuffelklänge so gut. Zwar beschissen, aber kein Bass und genügend „oooh wie süss“-Teenies, die in der Post-Diddl-Ära eine Ersatzbefriedigung suchen.

Mag auch schlicht eine Gegenbewegung zu den rebellischen Hardcore-Mobile-Gangstas sein. Denn, werden die nicht alle aufgerufen, sich gegen Eltern und Schule aufzulehnen, indem sie für Erwachsene unhörbare Klingel“töne“ verwenden (super Werbung!). Erwachsene mögen ja teils technisch unbedarfter sein, aber wenn der Lehrer den Ton nicht hört, so wieht er aber mit ziemlicher Sicherheit einen Schüler mit dem Gerät am Ohr. Neueste Errungenschaft muss jedoch der Kampfhund auf dem Telefon sein. „Damit ist dein Handy vor allem geschützt“! Genau. Suuupi. Vor allem davor, dass es jemand in den See wirft. Wähle C4 und du erhältst „Underwater Love“.

Aktuell im Ohr: Freq – Dreambody

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