Körperteilung

Bei den verschiedensten Diskussionen über die aktuellen Möglichkeiten der Körperoptimierungschirurgie geht es einmal ums Zufügen (Oberweite und Lippen) oder dann wieder ums Wegnehmen (Falten und Fett). Dabei handelt es sich aber jedesmal nur um oberflächliche Veränderungen wie Spoiler ja oder nein, legen wir tiefer oder bügeln wir ein paar Dellen aus. Obwohl es sich doch anbieten würde, im Kern zu tunen. Bei MTV wird ausser einigen minimalen Basiskomponenten bar jedes Sinnes alles komplett entfernt. Bei Autos macht es Sinn, wenn dafür neuer Krims reinkommt, beim humanen Bodykit bin ich mir da gar nicht so sicher. Da fällt es meist doch gar nicht auf, wenn ein Teil fehlt, nein, meistens lebt es sich sogar leichter! Beispiel sind alle Nachtquizmoderatoren, die funktionieren ohne Gehirn auch tadellos. Als weiteres Feature hätte ich persönlich auf das Wiedereinsetzen der Stimmbänder verzichtet, aber ich bin ja nur Laie. Was, aber wenn sogenannte Primärorgane fehlen?

Der Magen: Hilft zwar bei der Verdauung, produziert allerdings heftige Salzsäure, ist also eine Gefahr für die Umgebung. Menschen mit Magenband schiessen die Nahrung abgekürzt durch und leben trotzdem,heisst: Magen kann raus. Kein saures Aufstossen mehr und es gibt weniger zu Kotzen, weil das alles schon halbwegs auf dem Weg zum anderen Ausgang ist. Nur Vorteile.
Die Gallenblase: In früheren Zeiten nötig für den Abbau schwieriger Nahrung wie rohem Fleisch, Fett und anderen leckeren Sachen. Durch die zwanghafte Gesundernährung der aktuell ansässigen Zivilisation extrem sinnlos. Ressourcenfresser. Weg damit.
Die Leber: In Krisenzeiten scheinbar vonnöten, da dort der Alkohol abgebaut wird. Hallo? Wir haben eine Krise, da will ich den nicht abgebaut haben. Der soll gefälligst drin bleiben! Baut sie nicht ab, geht sie durch zu viel Arbeit auch nicht kaputt. Kusch!
Der Darm, bzw die Därme: Davon haben wir einige Meter mit unterschiedlichen Aufgaben. Nutzen wir die Kenntnisse moderner Navigationssysteme: Wenn es einen Schleichweg gibt, warum fahre ich dann vier Kilometer ums Kaff? Eben. Wir schneiden ein Stück raus und tackern den Schlauch irgendwo mittig zusammen. Sollen sich die verbleibenden Stücke halt etwas mehr anstrengen.
Die Nieren: Werden gelegentlich gerne gespendet, sind im Doppel also per se unnötig und demzufolge zu reduzieren. Nötig zum Giftstoffabbau, kann also seine Berechtigung haben, obwohl nach der Vornahme der vorgängig erwähntenen Anpassungen nichts lange genug im Körper bleibt, um Giftstoffe zu hinterlassen. Die Gefahr hingegen, Steine zu generieren bleibt bestehen, das tut weh und sowas wollen wir nicht in uns drin, also ebenfalls ab in die Tonne.
Die Lunge: Es soll möglich sein, mit einem Lungenflügel zu leben. Ist bestimmt möglich, aber EIN Flügel ist Blödsinn. Im Kreis fliegende Engel sind auch peinlich, also beide oder keinen. Spontan fällt mir kein Grund ein, warum ein Gefrierbeutel nicht als Ersatz dienen kann, also vorsorglich weg damit. Erspart den Rauchern auch diese hässlichen Bilder mit diesen schwarzen Klumpen Fleisch. Ist ja gruselig, aber wer drauf steht…
Das Gehirn: Mag sein, dass ein Stück zur Regelung der allernotwendigsten Funktionen sinnvoll ist. Aber das Hickhack um rechte oder linke Hälfte fällt dann schon weg, schliesslich liegt dann am Ende nur noch ein Art Dörrpflaume in der Schale und kann sich erst noch entfalten. Schädeldäcke abfräsen, Erde rein und Blumen Pflanzen, warum nicht, allerdings wäre das stark rechtsgeprägt, was eigentlich nicht geht, weil weg. Nun, vielleicht lassen wir je Seite ein paar Gramm, damit keiner in die Küche pinkelt und jemand die Rechnungen bezahlt. Sollte reichen.
Das Herz: Das kann erfahrungsgemäss locker rausgerissen werden, das Restkonstrukt funktioniert auch ohne. Wenn jemand schwächelt kann der Blutfluss locker mit einer kleinen Handpumpe angetrieben werden oder bei Faulen mit einer Aquariumpumpe. Was für Fische gut ist, kann für uns, die ja von Meeresbewohnern weit entfernt (sehr, SEHR weit, aber immerhin) abstammen so schlecht nicht sein. Nur dann nicht mit Luft sondern Blut. Sonst wären wir wieder bei der Lunge.
Die Haut: Zwar unpraktisch, wird aber aus ästhetischen Gründen an Ort und Stelle belassen.

Gesamthaft gesehen haben wir nun also viel mehr Platz, verschwenden weniger Zeit mit Schlafen und Essen (weniger Betriebsgeräte verbrauchen weniger Antriebsmaterial) und alles in allem ist uns dann vermutlich ganz viel ganz ziemlich egal. Oder auch nicht. Aber zumindest das TV-Programm wäre erträglich.

Aktuell im Ohr: Akanoid – 100 Burning Guitars

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