Packungsbeilagen sind das wahre Böse

Wer kennt es nicht: „Dies ist ein Arzneimittel. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und lesen Sie die Packungsbeilage.“ Meistens fangen damit die Probleme doch erst an! Aber eins nach dem andern. Viele Patienten trudeln schon mit einer kompletten Diagnose beim Hausarzt (oder im Krankenhaus) ein, denn zu jedem Wehwehchen und Auachen kann das Internet reichlich Auskunft geben. Besonders in einschlägigen Foren erhält der Suchende kompetente (MUAHAHA) und medizinisch fundierte Fernauskünfte, denn so läuft schliesslich auch die Untersuchung beim Arzt: Anhand vager und fehlerhafter Beschreibungen bekommt der geneigte Kranke ohne körperliche Nahbetrachtung oder Laborwerte genau gesagt, was er hat und was er zu tun hat. Mich wundert, dass trotz aller Besserpisser (Urologie), Herzkasper (Kardiologie) und Dörrbirnen (Psychiatrie) die Sterblichkeitsrate in internettisierten Ländern nicht explodiert ist.

Aber nochmals zu den Selbstdiagnostikern, die dann doch zum Arzt gehen. Es möge jeder einmal seinen eigenen Doktor fragen, ob jemals ein Selberbestimmer und Eigenverschlimmerer in die Praxis gekommen ist, der sich bloss mit einem Schnupfen oder einer Verspannung unwohl fühlte. Nein, nein. Da muss minimal ein Gehirntumor her oder eine laterale Subtissualruptur. Die abweichende Farbe der Zunge bedeutet nicht, dass man vorhin eine Tasse Kaffee getrunken hat, sondern eher, dass ein Parasit die Innereien auffrisst und man noch ungefähr 15 Stunden zu leben hat. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Bekommt der Patient aber nach allen Widrigkeiten am Ende doch etwas verschrieben, dann kommt es richtig schlimm. Lassen Ärzte und Apotheker absichtlich die Beipackzettel drin? Damit der Eigendiagnöser möglichst bald wieder kommt? Oder was genau soll ich mit der Information, dass mein Kopfschmerzmittel mir Magenkrämpfe, Pupillenerweiterungen oder Herzrasen verschafft? Kaufe ich mir dazu ein Mittelchen gegen Magenkrämpfe, erfahre ich dort, dass eine der Nebenwirkungen heftiges Kopfweh ist. Hätten Pillen Schwänze, sie würden sich selbst rein beissen. Ich hatte schon Kram, da stand auf dem Zettel „kann zu erhöhter Anfälligkeit für Suizidgedanken führen“. Ähm ja, danke. Oder wenn eine gewisse Disposition da ist, dann kann bei gleichzeitigem Einnehmen mit einer anderen Substanz ein Locked-In-Syndrom vorkommen. Man lebt, ist voll da, kann sich aber weder bewegen, noch artikulieren. Supi. Aber wenigstens renne ich da nicht zum Arzt und frage seltsame Sachen.

Aktuell im Ohr: Rammstein – Mein Land

2 Comments on “Packungsbeilagen sind das wahre Böse

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