Herzscherz

Er liegt hinter uns! Überstanden! Überlebt! Ich meine nicht Freitag den Dreizehnten, sondern Valentin den Vierzehnten. Zum ersteren gibt es eine ganze Filmreihe, zu zweiterem bizarrerweise nicht, obwohl sich das Slasher-Thema durchaus anbieten würde. Aber ich bin ja nur neidisch, weil ich Single bin und es zur Tour-de-Force wird, am Samstag Lebensmittel zu finden, die weder herzförmig sind noch Rosendeko tragen. Und weil ich meine Neujahrsvorsätze, keine Vorsätze zu machen, dadurch breche, mir einen zu machen und diesen dann auch noch zu brechen. Ich bin schwach. Also hab ich mich wieder bei einem Singleportal angemeldet. Obwohl ich weiss, welche übersteigerten Anforderungen die Hühner dort haben. Als erstes stand in meinem Motto: „Ich mag nicht aussehen wie Brad Pitt, dafür siehst Du nicht aus wie Angelina Jolie“. Das habe ich dann allerdings recht flott wieder geändert. Ich wollte ja nicht mit der Tür aus dem Haus fallen.

In einem sind sich die Damen ja einig. Sie wollen einen intelligenten, witzigen Mann, der gut kommunizieren kann. Unser Gehirn sagt aber, sobald wir eines potentiellen Partners ansichtig werden, in ungefähr Nullkommanullvier Sekunden: BOAH, den/die will ich knallen! Sofort! Auf dem Küchentisch, dem Parkplatz oder der eigenen Hochzeit. Oder eben nicht. Oder nur gegen Geld. Das Phänomen nennt sich „selfish brain“ und das schreit nur nach dem Besten und nach Zucker. Also bis das Gehirn einer feinzüngig formulierten Textbotschaftgewahr wird, ist es scheissegal, was oder wie geschrieben worden ist, der Sender mag schon lange abgehakt sein. Gene und Hormone. Der Mensch ist auch nur ein Tier. Jetzt ist aber das Hirn voll auf dem Ego-Trip und strebt nach den Sternen, einer Studie zufolge bekommen wir aber Partner, die in den allermeisten Fällen in der gleichen Attraktivitätsliga spielen. Ausnahmen dabei sind hässliche Geldsäcke oder Machofressen, die zwar ansehnliche Partnerinnen bekommen, die aber tendenziell persönlichkeitsgestört oder verschuldet sind. Oder beides. Also bleiben wir auf unserem Level und gucken uns dort um (gut, man schielt schonmal nach oben, man muss ja was zum träumen haben). Das gilt dann auch für Frauen auf Männersuche. Weil wenn ich so sehe, wer sich für MICH interessiert (ausgenommen die scharfen Russinnen, die aber auch nur Geld und Visum wollen, ich aber nicht bereit bin, viel Geld in gutes Aussehen und schlechten Geschmack zu stecken), und die Studie bedenke, dass gleiches Level und so, dann gibt mir das massiv zu denken. Hm. Ich geh jetzt auf den Crosstrainer, ein Peeling machen und Augenbrauen zupfen. Das geht so ja nicht.

Aktuell im Ohr: mind.in.a.box – Lament for Lost Dreams

Rosige Zeiten

In der Kaffeeecke des von uns frequentierten Personalrestaurants liegen diverseste dessertöse (und wie ich befürchte auch desaströse) Leckereien zum Erwerb aus. Ins Auge und ins Zentrum des gefühlten schlechten Geschmacks stiess mir kürzlich das Ansichtigwerden einer gelben Schokolade. Bananensplit. Es heisst doch schon „Iss keinen gelben Schnee“, wer weiss also, was das nun wieder soll. Gut mag ich keine Bananen. Sonst hätte mich wohl die Neugier gebissen und ich das Produkt und hätte einmal mehr Lebensmittel live testen müssen. Doch, das Schicksal meinte es gut mit anderen als mit mir und seit Neustem liegt auch eine Schokolade in Tuntenrosa auf: Swiss Organic Raspberry. Also auf gut deutsch: Schweizer weisse Schoggi mit Biohimbeeren. Kann man da noch widerstehen? Nein, kann ich nicht und so liegt eine Tafel vor mir. Das Packungsdesign als solches geht in Ordnung, nur die rosa Schokolade tut immer noch weh.

Nach Öffnen der Packung neige ich allerdings dazu, das tatsächliche Produkt nicht mehr als rosa oder pink, sondern eher als Mischung aus mattiertem, dunklem Plüschrötlich und mauviziertem Schräglila zu bezeichnen. Aber da alles ohne E und Farbstoffe hergestellt wird, gehe ich davon aus, dass ähnliche Farben in der Natur irgendwo vorkommen. Könnten. Sollten. Müssten. Der Geruch erinnert an weisse Osterhasen mit einem Hauch von undefinierbarem Eau de la Beere, was aber vielleicht auch an den Nachwirkungen meiner Krankphase liegen mag. Da verweigert die Nase eventuell gewisse Feinheiten. Aber dass der abgebrochene Riegel wie ein Schoggihase im Schritt riecht, daran halte ich fest. Zumindest zeigt die Bruchkante aber tatsächlich das Vorhandensein eingearbeiteter Beerenpartikel.

Der Geschmackstest schlägt als erstes wirklich mit säuerlichen Himbeer-Fruchtnoten auf die Papillae. Die Schokolade als solche wird etwas unterdrückt, was mich allerdings nicht wundert, da diese Tafeln in Weiss eigentlich eher Fetti als Schoggi sind und als Träger von originärem Schokoladengeschmack seit jeher nicht so ganz ernstzunehmen sind. Was sie natürlich für die Implementierung jeglicher anderer Komponente ideal macht. Der Zusatzgeschmack wird erkannt, Zucker und Fett pushen den Geschmackswert noch weiter nach oben, aber wie gesagt. Es ist keine Schokolade. Zwischen Gaumen und Zunge bleibt beim Abgang ein eher trockenpulvriges Gefühl zurück, nur hinten links und rechts an der Zungenseite winken zwei kleine Himbeergefühlchen leise Tschüss und zaubern durch die erkennbare Säure ein leicht debiles Grinsegesicht. So täuscht man Zuschauer. Irgendwie clever.

Aktuell im Ohr: Camouflage – One Fine Day

Grippenspiel

Hat schon jemand versucht, mit entzündeten Stimmbändern per Telefon einen Arzttermin zu organisieren? „Hchochäääächechchäääch.“ – „Aha, Sie hätten bestimmt gerne einen Termin?“ – „Mmhm!“ – „Können Sie mir noch Ihren Vornamen nennen?“ – „Mchachääächchchichchch.“ – „Geht Viertel nach Zehn?“ – „Mmhm!“. Erstaunlich. Praxisassistentinnen müssen ein sehr geschultes Ohr haben, denn meine Akte lag korrekt bereit, als ich dort eingetrudelt bin. Ein Ohr, wie die Apotheker ein Auge benötigen, um die Sauklauen von Ärzten zu entziffern. Ein früherer Hausarzt hat es allerdings auch schon geschafft, dass ich mit dem Apotheker (ein echter Profi auf seinem Gebiet) fünf Minuten über dem Rezept gebrütet habe, bis wir drauf kamen, was mir verschrieben wurde. Aber diesmal sagte das Röntgenbild mehr als tausend Chchchch (und ich will jetzt keinen blöden Kommentar aus dem Ausland, wir würden doch immer so klingen). Neben den angefransten Stimmbändern auch noch eine verschleimte Lunge. Klingt lecker. Der Hinweis, ich solle mich möglichst ausruhen, aber NICHT auf der Seite liegend, weil sich sonst der jeweils untere Lungenflügel abschaltet, machte mich ein KLEIN wenig panisch. Erholt euch mal, wenn ihr im Bett liegt, zur Decke starrt und denkt „Ich darf mich nicht drehen, ich darf mich nicht drehen,…“.

Also hab ich mich aufs Sofa gepackt und, man soll die wache Zeit ja nutzen, DVD’s rausgekramt, die ich schon länger mal gucken wollte. Doofe Idee. Oder doofer Patient, denn grundsätzlich sehe ich Filme im Original mit Untertiteln. Synchronisationen finde ich in den allermeisten Fällen zum Kreischen. Die Untertitel deswegen, weil trotz gutem Englisch halt gerne im Genuschel oder in Explosionen und Geballer die elementaren Textinformationen verschwimmen. Allerdings verschwimmen unter Einsatz eines Medikamentenkontingents, mit dem man locker ein Drittweltland versorgen könnte auch die Untertitel. Schräge Nebenwirkungen meines Gesamtzustandes waren unter anderem sandpapierbehandelte Augäpfel. Trocken wie ein Furz im Wüstenwind. So legte ich also die Filme, die ich noch nicht kannte zur Seite und kramte die Filme raus, die mich erfahrungsgemäss auf der Gefühlsebene erwischen (ja, ich oute mich als Filmschluchzer) um meine Optik zu befeuchten. Hat tatsächlich funktioniert. Da ich den gleichen Effekt auch mit Musik erreiche, wenn nur die richtigen Erinnerungen getriggert werden, muss ich wohl in den nächsten Tagen wieder meine MP3-Sammlung thematisch sortieren. Dank der halbgaren Genesungsphase meiner Stimme kann ich auch in einer rattigen Basslage mitsingen statt immer zu überschlagen. Meine Nachbarn werden mir dankbarer sein als sonst und die Bazillen ergreifen panisch die Flucht. So ist allen geholfen und ich kann auch wieder erkennen, was ich tippe. Man möge die paar Tage Aussetzer entschuldige. Chchchchch.

Aktuell im Ohr: Covenant -  Ritual Noise

Ich bin frostriert

In den letzten Tagen oder Wochen immer wieder gerne gehört: „Boah, leck mich am Arsch, ist das kalt!“. Ich kenne mich jetzt im thermischen Bereich nicht so extrem gut aus, aber aus Sicht des Laien würde ich behaupten, dass eine kleine Zunge an einem grossen Arsch keine in Celsius messbaren Optimierungen nach sich ziehen würde. Die Walzunge, die es dafür benötigt, wäre dann aber wohl in Sachen Temperatur auch wieder nur teilweise geeignet. In einer Reportage, die neulich lief, reiste der Reporter an den kältesten Arsch der Welt, irgendwo in dem, was früher mal Sowjetunion war. Damals liess sich in der Ecke zumindest noch einfach sagen, in welchem Land ein Ort lag. Heutzutage liegt das gleiche Kaff sonstwo in einem Splitterstaat, aber wenigstens ist es dort immer noch scheisskalt, um es zumindest celsiär ins Bewusstsein des Sofatouristen zu bringen. Nicht, dass ich mich an den Namenerinnern würde, aber im Winter haben die dort so um die minus 50 Grad rum. Konstant. An den Kuheutern tragen die Muhmuhs eine Art Bikini, damit nicht gleich Milchshake draus wird und das Trinkwasser hacken sie mit Speeren aus dem naheliegenden See. Das wird dann vor dem Haus gestapelt und bei Bedarf, bricht man sich ein Stück ab. Verleiht „on the rocks“ eine neue Facette.

Hat klar den Vorteil, dass man vor dem Club nicht in Kotze ausrutschen kann, weil die sofort schockgefriert. Nachteil: Der Frühling wird olfaktorisch gesehen sehr unangenehm. Vorteil: Dort gibt es keine Clubs, also auch kein erfrorenes Erbrochenes. Nur Kälte und dicke Schichten Klamotten. Es erklärt auch, warum Russen diese megamässigen Puschelmützen erfunden haben, denn über die Kopfhaut verliert der Mensch bis zu 70 Prozent seiner Körperwärme. Was wiederum hauptsächlich Männer betrifft, denn die sind ja eher von Haarausfall betroffen.Wenn Mann Glück hat nicht, nur partiell (obwohl es bei einigen besser wäre, es würde sich spontan ausbreiten und nicht so ein Gefussel hinterlassen) oder erst spät. Aber es dringt in die Überlegungen ein, man findet es Mist und ärgert sich, dass auf dem Mist leider nichts wächst. Ärger wiederum fördert das Ausfallen (oder das Ausraufen) und es wird immer ärger. Aber wir leben inzwischen zivilisatorisch ja in der Neuzeit und die Kosmetikindustrie beschenkt uns mit Haarwurzeltuning. Macht Haar dicker, Wurzeln stärker oder reaktiviert sogar. Interessant dabei: Die Mittelchen basieren auf irgendeinem Koffeinkomplex. HAH! Koffein hat schliesslich jeder zu Hause, warum nicht einfach jeden Tag eine halbe Stunde Kopfstand in einer Schüssel Kaffeesatz? Ich hab es versucht. War sehr schmerzhaft. Vielleicht hätte ich den Satz zuerst aus den Nespressokapseln entfernen sollen. Also doch in die Drogerie und mit laborös entwickelter Anwendung an die Geheimratsecken. Kostet zwar viel Geld, ist aber billiger als eine Arschhaartransplantation. Obwohl, diese wiederum vereinfacht einiges: „Boah, leck mich am Arsch, ist das kalt!“. Und man braucht bloss die Mütze zu lüpfen und die Stirn freizumachen.

Aktuell im Ohr: Alice in Videoland – Weird Desire

Dann such mal schön!

Zwei Gebäude weiter, ennet der Strasse, erhebet sich ein wohl christlich Gebäude, allerdings keine Kirche. Es steht etwas von Mission dran. Das ist bei Kirchen selten. Auf dem Dach prangt eine gelbe Leuchtreklame. Das ist bei Kirchen noch viel seltener. Der Begriff „Reklame“ ist tendenziell falsch, aber so heissen die Dinger nun mal. Diese aber wirbt nicht direkt, sondern sagt: Gott sucht dich! Das macht mich perplex, denn meines Wissens hiess es früher im Religionsunterricht: Gott sieht alles! Mit ein Grund, warum man in der Pubertät wohl einiges unter der Bettdecke ausprobiert hat, weil man annahm, so viel Privatsphäre akzeptiert auch der Herr von oben. Aber nochmals: perplex. Denn wenn Gott doch alles sieht, warum sucht er mich dann? Liegen die Herren Missionierer etwa falsch? Oder ist Gott ein Stalker? Dauernd wird gegen Überwachungskameras ins Feld gezogen, aber gegen kirchlich angeordnete Überwachung protestantiert keiner. Das finde ich nicht korrekt.

Noch was dazu: Wenn er doch alles sieht (muss man das jetzt eigentlich gross schreiben, das „er“?), warum existiert die Beichte?Ich vermute, weil die meisten Pfarrhäuser keinen brauchbaren TV-Anschluss haben. Sex&Crime, abgeschlossen im Kabäuschen, ist fast wie ein Hörbuch. Überhaupt, beichten… Mussten wir damals als Katholen alle machen, doch was tun, wenn man im Beichtstuhl sitzt und gar keine Sünden begangen hat? Genau: Man LÜGT!Das unterhält, regt die Phantasie an und hat den Vorteil, dass man sich beim zweiten Mal zurücklehnen kann, weil einem schon klar ist, was es zu gestehen gibt. Alternativ dazu fragt man durchs Gitter, ob das Holz imprägniert ist, damit das Hühnerblut sich nicht zu arg festsetzt. Das wiederum erteilt möglicherweise Generalamnestie für weitere Beichtstuhlgänge. Gibt ja noch andere Anlässe. Hat zum Beispiel Kommunion direkt mit Kommunikation zu tun? Sowas könnte man aufs Dach schreiben: Gott sucht Antworten! Die könnte er dann sammeln und per GodCast ins Internet streamen. Zugriff auf sämtliche Antennen wird er von da oben wohl haben.

Aktuell im Ohr: Seabound – Hooked

Alkohohl am Steuer

Die Meldung, dass man statt Scheibenwischwasser auch Vodka in den Spritztank füllen kann, weil der Effekt fast identisch ist, finde ich hervorragend. Es leuchtet mir wahnsinnig ein, dass im Zeitalter der Krisen teurer Vodka dem billigen Wischiwasch vorgezogen wird. Man gönnt sich abgesehen vom wöchentlichen Champagnerbad und dem Safranschnupfen auch nichts mehr. Ich käme auch nicht auf die Idee, mir das Hirn mit den 45 Volumenprozenten wegzuknallen, anstatt ihnen beim Verdunsten zuzusehen. Alternativ kann wahrscheinlich auch Gin oder andere Klare verwendet werden. Eine Verkehrskontrolle stelle ich mir sehr unterhaltsam vor, wenn ein stocknüchterner Fahrer versucht,den Vertretern des Gesetzes zu erklären, warum seine Karre nach Schnaps stinkt. Es gibt dem Satz „Mein Auto säuft für Zwei“ einen neuen Anstrich und wenn James Bond vor dem mehrfachen Autoüberschlag noch den Vodka Martini einspritzt, dann ist selbiger auch ganz ganz sicher geschüttelt und nicht gerührt.

Faszinierend. Faszinierend umso mehr, dass es Menschen gibt, die das zum Einen erforschen und zum Andern, überhaupt darauf kommen, das auszuprobieren und zu erforschen. Ich mag diese Bücher mit sinnlosem Wissen und surrealen Faktenund zwangsweise werdet ihr die eine oder andere Entdeckung abbekommen. Wenn ihr also aus Versehen was lernt, sagt mir nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Beispiel aus der Zoologie: Ein Nipferd gibt 80 Prozent seiner Laute unter Wasser von sich. Ich kenne einige Menschen, bei denen ich schätzte, sie täten das auch. Man kann zwar sehen, wie sich der Mund öffnet und schliesst, aber das hohle Gesabbel geht in wunderschönen Blasen Richtung Oberfläche und verabschiedet sich mit einem sanften „Plüpp“ ins Universum. Nur befürchte ich, dass sich die Verblasen nicht total verflüchtigen, sondern sich ein Stück weit im Wasser ablagern (Moleküle, Atome, Physchnickschnack). Später wird dieses wiederum zur Herstellung von Vodka (slawische Ableitung von… oha…: WASSER) verwendet wird und überzeugt den Einnehmenden davon, dass es doch eine tolle Idee wäre, wenn man statt Scheibenwischwasser… Tja… Der Kreislauf des Lebens.

Aktuell im Ohr: Mindless Faith – The World behind the World

Entgegen anderslautenden Annahmen bin ich nicht tot

Lässt man Kekse offen rumliegen, werden sie trocken, bröseln und zerfallen zu Staub. Bewahrt man sie in einer Dose auf, am besten zusammen mit einem Apfelschnitz (ich befürchte hier differiert das gute Deutsch wieder ganz massiv von Land zu Land, heisst das bei euch tatsächlich „Spalte“?), dann bleibt das Gebäck nicht nur länger knusprig, sondern tatsächlich geniessbar. Irgendwann wandelt sich aber auch das und der Keks wird nur noch härter. Beschleunigt durch eine Schleuder kann er locker Panzerstahl durchschlagen. Ja, in der Tat, der Keks ist mächtiger als das Schwert. Doch was könnte einen Keks bewegen, zur Waffe zu werden? Sich ein Cape umzuwerfen, die Maske aufzusetzen und sich durch die unsäglichen Weiten der internettschen Textwüsten zu krümeln? Seine Identität ohne Telefonzelle und bunte Strumpfhosen (obwohl, die haben ja…) zu wechseln und zurück zu kommen als DER KAYX? Ganz einfach:

BärchenEin Bild, das sich jetzt schon für alle Zeiten einen Platz unter meinen Lieblingen ergattert hat. Die beiden Puschelteddies, die schaffen, was viele sonst nicht gebacken kriegen: sich unter die Arme zu greifen. Nun, um genau zu sein, ETWAS tiefer. Nimmt man diese zwei und kombiniert sie mit der Ansicht auf eine 90-Kilo-Oma mir im Bus gegenüber, auf deren Plüschfellmantel eine ganze Tintenfabrik explodiert sein musste, dann ist das Grund genug. Ernsthaft. Ein riesiger Flauschball in Königsblau. Behängt mit Goldketten, drunter ein weisses T-Shirt mit Goldprint und so wie die geschnauft hat, lag ein Bezug zu Puff Mammy nahe. Oder Mummy wohl eher. Bär Bruno musste sterben, aber Blaubääre Elsa rennt frei rum. Nebenbei, ich kann mich irren, aber sehen lachende Menschen, ab einem gewissen Alter aufwärts eigentlich alle aus wie lippenamputierte Kampfhunde? Ich mache mir da schon etwas Sorgen.

Apropos Sorgen: Falls sich jemand solchige gemacht haben sollte: kein Grund. Nicht mehr. Der Bedarf einer Auszeit und seltsame Schlaufen im Ablaufprozess des Lebens mussten wohl sein. Irgendwann laufen dann Handlungsstränge oder Fäden zusammen und gipfeln in dem, was man wohl Konklusion nennt. Oder Höhepunkt. Aber wenn ich damit anfange, heisst es gleich wieder, ich hätte schmutzige Gedanken. Ts. ICH! Frühestens im dritten Beitrag. Obwohl.. Nein, lassen wir das. Auf jeden Fall ist einiges passiert, noch viel mehr ist nicht passiert und wenn man das ganze bunt zusammenmischt und knetet, gut durchbäckt und ein paar Streusel draufklebt, dann, ja dann, füllt sich auch die kayxdose wieder mit Stimmen.

Aktuell im Ohr: Apoptygma Berzerk – Black Versus White

Klingelmisstöne

Wähle C1 und du erhältst den „Schnuffelsong“, wähle C2 und du erhältst „Two Hearts“, wähle C3 und du erhältst eins in die Fresse. Wozu sind eigentlich Klingeltöne da, ausser um Musiksendern Geld einzuspielen? Um zu nerven. Grundidee eines vom Telefon verursachten Geräusches ist das Aufmerksammachen auf einen eingehenden Anruf, den man dann möglichst bald entgegen nimmt. Dazu reicht ein „rrrrrring“ völlig aus. Nun lade ich aber einen Vierminutensong, bezahle den und will ihn entsprechend natürlich ganz hören, bevor ich abhebe, was einerseits meinen Anrufer stinkig macht (der hat keine Warteschleife oder den gleichen Sound, sondern tüüüt) und andereseits die Welt um mich herum. Vorzugsweise Bürokollegen oder Leidensgenossen in Bus oder Tram. Wo alle denken „Warum kann die dumme Sau nicht einfach den Anruf entgegen nehmen?“. Also wozu?

Und, aber da mag ich mich vielleicht von der Zielgruppe unterscheiden, ich höre Musik gerne in einer guten Qualität. Aber da die Zielgruppe auch Filme auf einem Display der Grösse Kaffeerahmdeckeli betrachtet, liege ich da vielleicht altersbedingt auf einer komplett falschen Schiene. Gestern neben mir lief ein grauenerregendes Rap-Produkt und abgesehen davon, dass es einfach nur schlecht war: Handys haben keinen Bass! Da klingt auch guter Rap beschissen. Vielleicht laufen deshalb diese putzigen Schnuffelklänge so gut. Zwar beschissen, aber kein Bass und genügend „oooh wie süss“-Teenies, die in der Post-Diddl-Ära eine Ersatzbefriedigung suchen.

Mag auch schlicht eine Gegenbewegung zu den rebellischen Hardcore-Mobile-Gangstas sein. Denn, werden die nicht alle aufgerufen, sich gegen Eltern und Schule aufzulehnen, indem sie für Erwachsene unhörbare Klingel“töne“ verwenden (super Werbung!). Erwachsene mögen ja teils technisch unbedarfter sein, aber wenn der Lehrer den Ton nicht hört, so wieht er aber mit ziemlicher Sicherheit einen Schüler mit dem Gerät am Ohr. Neueste Errungenschaft muss jedoch der Kampfhund auf dem Telefon sein. „Damit ist dein Handy vor allem geschützt“! Genau. Suuupi. Vor allem davor, dass es jemand in den See wirft. Wähle C4 und du erhältst „Underwater Love“.

Aktuell im Ohr: Freq – Dreambody

Gravity works

Was auch noch so geschah: Langzeitleser wissen, dass ich gerne seltsame Zeiterscheinungen auf die Probe stelle. Oder meine Fähigkeit mit Umwelteinflüssen umzugehen wie die Bäume und Bären in Kanada. Erfahrungsgemäss braucht man jedoch keine extremen Ferienauswüchse, es reicht ein kayx, eine Treppe und eine Wette mit der natur, dass ich die Schwerkraft überlisten kann. Kurz zusammen gefasst: ich habe verloren. In der späteren versuchten Rekonstruktion der Ereignisse müssen es wohl vier oder fünf Stufen gewesen sein, die ich voller Motivation übersprungen habe – oder eben nicht, denn vom folgenden Verhalten her, müsste wahrscheinlich der eine Fuss noch die Kante einer Stufe erwischt haben, um den optimalen Drall zu erhalten bei der Vernichtung körpereigenen Gewebes.

Mein Arzt meinte nach Ansicht meines Fusses (und dem Hineindrücken dreier Finger um zwei Zentimeter, es sah aus wie eine Bowlingkugel), so was Bizarres hätte er nun doch schon länger nicht mehr gesehen. Und ich sei ganz schön effektiv im Kaputtmachen. Normalerweise entwickelt der Mensch einen gewissen Stolz bei Erbringung von Leistungen, die einen von der Masse abheben, aber irgendwie wollte sich bei mir keine Begeisterung einstellen. Mein einziger Freund war dann das Röntgengerät, welches konstatierte, dass keine Knochen futsch waren (dafür alles drumrum). Noch so eine tolle Aussage: „Also beim Knochen wär alles viel einfacher gewesen“. Ab diesem Tag fand ich auch zweigeschossige Wohnungen nur noch doof. Eingeschossige auch. Eigentlich. Die Suppe hab ich vorzugsweise aus der Pfanne gelöffelt, mit zwei Krücken, einem Teller aber nur zwei Händen gestaltet sich der Transport einigermassen schwierig.

Aber alles hat auch sein Gutes. Ich hatte noch nie eine dermassen süsse Physiotherapeutin. Die schubst mich zwar um und bewirft mich mit Bällen, aber da muss ich wohl durch. Ebenfalls positiv zu bemerken ist, dass ich mir die Radwechselei am Auto gespart habe, da der Termin in der Werkstatt am Tag nach meinem Sturz angesetzt war und jetzt, da ich wieder auf die Strasse darf (ja, ich fahre einen Automaten, ja, natürlich war es der rechte Fuss und nein, ich bin nicht blöd genug um mit links zu fahren), ist auch der Winter bald vorbei. Hoffe ich doch. Also diese Woche war nochmal Schnee und Eis, aber grundsätzlich setzt sich die Idee Frühling wohl doch durch. Mag sein, dass die Vereiserei nur eine Verschwörung der Physionati ist, um den konstanten Nachschub an Patienten zu garantieren. Aber wenn ich wieder meine Schnucklige kriege, bringen wir eben dieses Opfer zum Wohle aller. Meine Güte, bin ich sozial.

Aktuell im Ohr: Charlie Clouser – Convoy (Soundtrack Resident Evil Extinction)

Ich mach mir Sorgen

Ein kleines Update zu Beginn: Die Geschichte mit den Vornamen im Starbucks ist entweder schon wieder vorbei oder personenbezogen. Ich durfte ganz normal bestellen und dann noch dreissig Sekunden auf den Kaffee warten. Nicht lange, aber lange genug, um meine Aufmerksamkeit auf ein dort angebrachtes Schild zu lenken. Sowas wie „Wir sind ständig bemüht, Ihnen den perfekten Kaffee zu machen. Sollte dies einmal nicht gelingen, so teilen Sie uns dies bitte mit“. Oder was in der Art. Aber dann der Schlusssatz: „Wir kümmern uns darum“. Hm. Beim letzten Besuch arbeitete da noch eine Blondine, ob die wohl einen nichtperfekten Kaffee gebraut hat? Hat man sich „darum“ gekümmert? Schleppt man die dann ins Hinterzimmer und FFFFUMBB’t sie? Packt sie in eine Kaffeekiste und schmeisst sie in den Zürisee? Oder sind die roten Stückchen im Muffin vielleicht gar keine Beeren? Gruselig.

Aber noch gruseliger sind Eltern. Deshalb gehe ich auch so gerne in den Zoo. Die Tiere sind nette Beigabe, aber viel unterhaltsamer sind brütende und gluckende Mamis und Papis, besonders dann, wenn sich ihr geistiges Niveau zusammen auf der gleichen Stufe befindet wie das ihres Nachgewuchserten. Bloss weiss ich seit heute, dass ich mir die Jahreskarte für den Zoo auch sparen kann und bloss über die Strasse zum Einkaufen muss. In der Migros (Schweizer Supermarkt) vor einer Gefriertruhe mit Pizzen, ein Vater mit seiner kleinen (ungefähr vier oder fünf Jahre alt) Tochter:
T: „Papi, was ist da auf der Pizza?“
V: „Da hat es Broschutto drauf.“ (Ich versuche mich der Aussprache anzunähern, was aber eigentlich egal ist, da die Kleine bestimmt kein Italienisch kann).
T: „Und auf der anderen?“
V: „Die ist mit Toskana.“
Ich sag ja: gruselig.

Aktuell im Ohr: Eskobar – One life